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Ein Badetag mit Jan Kleen am Naturbadesee Westerholt

Jan Kleen ist  32 Jahre alt und ein Mann, der - bedingt durch eine zu frühe Geburt - behindert ist. Er kommt aus der Stadt Wilhelmshaven und setzt sich seit vielen Jahren gegen Gewalt und Mobbing ein. Auf sozialen Medien veröffentlicht er regelmässig seine Aktivitäten und so hat er allein in Facebook auf der Seite Hand in Hand gegen Intoleranz und Gewalt mehr als 12.000 Follower. Unsere Redakteurin Uta Grundmann-Abonyi hat sich mit Jan Kleen im Schirrmann's der Jugendherberge in Oldenburg zu einem Interview getroffen. Nach Foto, Gespräch und gutem Essen vom Buffet der Jugendherberge ging es dann zum Naturbadesee nach Westerholt in die Gemeinde Wardenburg. Jan Kleen geht aktuell täglich in einem Gewässer der Region schwimmen - oft in der nahegelegenen Nordsee.

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OLDENBURG WILHELMSHAVEN WESTERHOLT | SEO Redaktion Uta Grundmann-Abonyi Agentur GrAbo im KREATIVhaus Wardenburg

 

Gegen Gewalt und Intoleranz

Mit Otto Waalkes Geburtstag

Jan Kleen wurde in der 30. Schwangerschaftswoche geboren – am 22. Juli – damit hat er am gleichen Tag Geburtstag wie der Künstler Otto Walkes. Seiner Mutter wurde angeraten, das Kind abzutreiben, da sie selbst gefährdet war - doch die Mutter von bereits drei Kindern hat sich dagegen entschieden und ihren Jan als Frühgeburt aufgrund einer Schwangerschaftsvergiftung auf die Welt gebracht. „Wenn der liebe Gott es möchte, wird er mich beschützen" hat sie ihren Kindern gesagt. Auf der Fahrt ins Krankenhaus von Großheide in Ostfriesland zur Entbindungstation im Klinikum nach Oldenburg Kreyenbrück sei der Krankenwagen durch einen Regenbogen gefahren hat seine Mutter ihm später erzählt – da war sie zuversichtlich, dass sowohl sie als auch ihr Kind die Geburt überstehen würden.

Jan ist durch die frühe Geburt feinmotorisch eingeschränkt und es wurde bei ihm ADHS diagnostiziert. Bis zu seinem 6. Lebensjahr bekam er regelmäßig Krankengymnastik, hatte mit seinen drei Geschwistern und den lieben Nachbarn vom Bauernhof nebenan eine schöne Kindheit. „Tierfutter fühlen" war eine seiner Leidenschaften auf dem Hof der Nachbarn. Er liebt die Natur und hat seit seinem 6. Lebensjahr Müll gesammelt, da Müll auch für die Tiere in der Natur viel Schaden anrichtet.
Jan Kleen Einschulung Foto privat Kleen
Zunächst besuchte Jan eine Schule für Menschen mit körperlichen Behinderungen, wurde dann aber – nach Umzug der Familie von Großheide nach Wilhelmshaven – zunächst in einer „normalen Schule" eingeschult. Hier  machte Jan Kleen mit ca. 11 Jahren die ersten Gewalterfahrungen durch Mitschüler. Und auch die Lehrerin überforderte ihn, verlangte Feinschrift, was motorisch nicht möglich war – eine Überforderung, die ihm das Leben in der Schule zusätzlich zum Mobbing erschwerte.

Ich wurde geschlagen, bespuckt und beleidigt. Mitschüler haben mir den Heimweg zur Hölle gemacht" so der junge, heute sehr am Leben interessierte Mann. Im Alter von ca. 15 Jahren wurde Jan dann im Knochenpark Wilhelmshaven Bant von Jugendlichen überfallen, geschlagen und auf dem Boden liegend mehrfach getreten. Er erinnert sich, dass ein Hundehalter vorbeiging, ihm aber nicht geholfen hat.

Diese Ereignisse haben sein Leben stark geprägt. Jan hat sich zurückgezogen, litt unter Depressionen. „Ich habe mich vor der Welt versteckt und an 7 Tagen in der Woche unzählige Stunden online gespielt". Dann konnte er die Schule wechseln und besuchte die GPS Förderschule, jetzt Schule an der Deichbrücke in Wilhelmshaven. Damit hat sein Leben sich wieder zum Positiven verändert.

„Ich habe durch die Förderung in der Schule viel für das Leben gelernt - kann gut bis 1000 rechnen, koche selbst und lebe seit ca. 2 Jahren in meiner eigenen Wohnung" so der junge Wilhelshavener. Rund 6 Jahre hat er nach der Schule in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen gearbeitet, dann auf einen Außenarbeitsplatz in ein normales Unternehmen gewechselt. Hier machte die Arbeit ihm zunächst viel Spaß und er konnte wertvolle Erfahrungen sammeln. Doch mit steigenden Anforderungen im Laufe der Jahre und vielen Überstunden war er an diesem Arbeitsplatz überfordert. Aktuell leidet er unter Schlafstörungen und befindet sich in der Rehaphase. Hiernach soll geschaut werden, ob Jan einen anderen Außenarbeitsplatz findet oder wieder in der beschützen Werkstatt der GPS arbeiten wird. Jan möchte gerne mit Menschen zusammenarbeiten und sucht deshalb aktuell für sich eine neue Berufsperspektive.

Jan ist eine Kämpfernatur – durch Wanderungen und aktuell durch tägliche Schwimmaktionen versucht er, gegen die Depressionen anzuarbeiten. Sein Ziel ist neben der täglichen Schwimmeinheit in der Nordsee oder an anderen Naturgewässern eine 14-tägige Wanderung durch Deutschland – dafür möchte er jetzt trainieren. Auf Wanderschaft war er vor einigen Jahren bereits und hat auf seinen Wegen tolle Menschen kennengelernt.

Seine Aktivitäten veröffentlicht Jan Kleen seit mehreren Jahren auf seiner Facebookseite unter → https://www.facebook.com/jan.kleen sowie auf der Seite Hand in Hand gegen Intoleranz und Gewalt hier ...

Hier und auch in instagram und auf TikTok hat Jan viele Follower – zu einigen nimmt er auch persönlich Kontakt auf, denn er liebt es, sich auszutauschen und neue Menschen kennen zu lernen. Er lebt Inklusion und setzt sich dafür ein, dass dies für alle Menschen selbstverständlich wird.

Bundespräsidenten treffen

Auch ehrenamtlich engagiert sich Jan Kleen – neben dem regelmäßigen Müllsammeln - im WSC Frisia e. V. Wilhelsmhaven gemeinsam mit Jonas als Helfer der 1. Herrenmannschaft. Eine Tätigkeit, die ihm auch sehr viel Spaß macht.

Einen ganz besonderen Wunsch hat Jan: er möchte sehr gerne unseren amtierenden Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier treffen. Wer ihm dabei behilflich sein möchte, kann gerne Kontakt mit unserem Redaktionsbüro oder direkt mit Jan aufnehmen. Seine Kontaktdaten sind über unsere Redakteurin Uta Grundmann-Abonyi info@ landkreis-kurier.de erhältlich.

Der Besuch in der Jugendherberge Oldenburg und das Essen im Schirrmann's sowie der Besuch im Naturbadesee Westerholt haben Jan gut gefallen. „Ich komme sehr gerne wieder nach Wardenburg" – vielleicht auf eine Runde schwimmen in der Hunte mit Wigald Boning überlegt unsere Redakteurin und hat bereits Kontakt mit dem bekannten Künstler aufgenommen. Wer weiß, vielleicht klappt es ja, denn Wigald Boning hat ja Verwandte im nahegelegenen Oldenburg. Für Jan Kleen wäre es das ein motivierendes Erlebnis.

Ein Video vom Bad im Westerholtsee mit Jan Kleen und Uta Grundmann-Abonyi findest du hier in TikTok ...

Hand in Hand gegen Intoleranz und Gewalt Jan Kleen Mobbing

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