Buchtipp: Mein Tod in deinen Augen
Buchtipp Thriller von Sophie Kendrick "Mein Tod in deinen Augen". Foto: Rowohlt Verlag
21. Februar 2019 | Onlineredaktion: Cornelia Schröder
Atemberaubender Thriller
Psychiaterin Jennifer leidet an einer traumatisch bedingten Blindheit, seit ein Stalker sie in Berlin überfallen hat. Als der an der Ostsee ansässige Therapeut Gideon sie um fachlichen Rat bittet, stimmt Jennifer einem Treffen zögernd zu. Im Zug lernt sie den Computerspezialisten Marc kennen, zu dem sie bald Vertrauen fasst. An ihn wendet sie sich, als Gideon etwas sagt, das Jennifer an den Stalker erinnert. Marc findet tatsächlich Belege dafür, dass der Therapeut häufig in Berlin war. Aber wem kann sie wirklich trauen? Und was hat das alles mit dem Unfalltod von Jennifers Eltern vor dreißig Jahren auf Rügen zu tun?
Über die Autorin: Sophie Kendrick lebte in verschiedenen europäischen Ländern, unter anderem in Großbritannien, wo sie englische Literatur studierte und über die Schwestern Brontë forschte. Sie arbeitete in einer Agentur für Buchprojekte und als Ghostwriterin, bevor sie ihren ersten eigenen Roman schrieb
Sophie Kendrick
Mein Tod in deinen Augen
Thriller
Originalausgabe
336 Seiten
€ 9,99 (D)/ € 10,30 (AT)
ISBN: 978-3-499-29160-9
Auch als E-Book erhältlich:
ISBN: 978-3-644-40317-8
Erstverkaufstag: 19. Februar 2018
Leseprobe:
Montag, 10. August 1987
Es regnete schon seit den Morgenstunden, genau wie gestern und vorgestern, doch das machte ihm nichts aus. Im Gegenteil, bei diesem Wetter hatte er den Wald und die Klippen für sich allein. Wenn es so schüttete, ging niemand dort spazieren und störte ihn.
Er vergewisserte sich, dass das Fernglas gut eingepackt war, sodass es nicht nass wurde. Es war das schwere alte von Opa aus dem Krieg mit dem Adleremblem auf der eckigen, abgewetzten Ledertasche. Damit durfte Mutti ihn nicht erwischen, sonst würde es Ärger geben. Rasch setzte er die Schirmmütze auf und rannte die Treppe hinunter. Auf der Straße begegnete ihm keine Menschenseele, und nur wenige Autos fuhren vorbei. Ein Wagen hielt an, der Fahrer kurbelte das Fenster herunter und fragte, ob er ihn mitnehmen solle, bei dem Wetter würde er sich ja den Tod holen, doch er schüttelte stumm den Kopf und lief weiter.
Endlich erreichte er den Weg, der sich im Bogen um die Landzunge mit der steil abfallenden Küste wand. Jedes Mal, wenn er zwischen die Stämme der alten Buchen trat, fühlte es sich an, als würde er die Schwelle zu einem magischen Reich überschreiten. Früher hatte er oft gespielt, er wäre der Waldkönig, und alle Lebewesen, die hier wohnten, wären seine Untertanen. Inzwischen war er zu alt für
solche Spiele, schließlich war er im Frühjahr zehn geworden.
Nach den Ferien würde er in die Mittelstufe kommen, und an Gnome und Feen glaubte er längst nicht mehr. Auch wenn die Bäume manchmal unheimlich tuschelten und wisperten. Im Wald war der Regen nicht so stark, doch vollkommenen Schutz bot das Laubdach nicht. Überall zweigten kleine Trampelpfade vom Hauptweg ab und führten bis ans Steilufer.
Mehr über die Autorin Sophie Kendrick hier onnline →
Anzeige | OnlineWerbung